Ich mag Katzen. Doch wirklich! Ich behaupte das nicht nur, weil die Abneigung gegen Hauskatzen hierzulande in breiten Kreisen mit der völligen Abwesenheit jeglicher Herzenswärme, seelischer Grausamkeit und latenter Bereitschaft zur Tierquälerei gleichgesetzt wird. Nein, auch wenn es nach dem etwas unglücklich verlaufenem Zusammentreffen mit einem gewissen impertinenten Känguru nicht so wirken sollte: Ich mag die meisten Tiere, die mich noch nicht gebissen, getreten, gekratzt oder rhetorisch ausgetrickst haben – aber Katzen mag ich ganz besonders.
Warum auch nicht?! Sind ja niedlich anzusehen mit ihren samtigen Pfötchen, kleinen Näschen und lustigen Bärtchen. Mal ehrlich, wie außerordentlich ich sie schätze, merkt man doch schon allein daran, dass ich diese ganzen, beliebten wie überflüssigen „Chen“s an ihre körperlichen Merkmale anhänge. Würde ich das wohl tun, wenn ich sie aus tiefster Seele verachten würde?! Okay, ja, durchschaut: ich würde, aber auf meine besondere Beziehung zu Verniedlungsformen gehe ich an anderer Stelle noch einmal intensiver ein.
Trotzdem: Sie sind irgendwie goldig, und nützlich sind sie ja auch noch. Na ja, früher waren sie das jedenfalls, damals als sie sich noch nicht vor Mäusen geekelt haben, weil sie sich nämlich von ihnen ernähren mussten und sich nicht den menschlichen Luxus der Präferenzen und Aversionen bei der Essensauswahl erlauben konnten. Gut, aber das war auch jene Zeit, als manch ein Mitteleuropäer den Inhalt so einer heutigen Katzenfutterdose mit eigenen Zähnen und Klauen gegen jede Katze verteidigt hätte, um ihn anschließend genüsslich mit seiner Familie als Sonntagsmahl zu vertilgen.
Ich hatte sogar selbst mal eine Katze. Die war richtig klasse: weiß mit schwarzen Flecken. Sah aus wie eine Mini-Kuh. Wenn sie auf dem weißen Flokati gelegen hat, konnte man nur noch die Flecken sehen und hat geglaubt, man müsste den Läufer mal wieder ordentlich ausklopfen. Ach niedlich, echt.
So, ich dachte, ich beteure zu Beginn vorsichtshalber in epischer Breite, dass ich nichts gegen Katzen habe. Man muss heutzutage immer darauf achten, Sozialkompetenz, vor allem in Form von Empathiefähigkeit, zu beweisen. Falls Sie in ihren letzten Bewerbungsschreiben vergessen haben sollten, Ihre soziale Intelligenz gebührend in den Vordergrund zu rücken, müssen Sie sich also nicht über ablehnende Reaktionen wundern! Diese Befähigung gehört gleich in die Zeile unter den Harvard-Abschluss, die fertiggestellte Doktorarbeit (nur empfehlenswert, falls Sie selbst daran mitgewirkt haben oder einen verdammt gewitzten Ghostwriter hatten) und die ausgezeichneten chinesischen Sprachkenntnisse.
Ohne Kenntnisse übers Zwischenmenschlich-Psychologische – rein theoretische Kenntnisse reichen hier völlig aus – läuft ja beruflich inzwischen gar nichts mehr, auch als Schriftsteller, gerade als Schriftsteller. Selbst dann, wenn ganz groß Satire an einer Satire steht…
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(Keine Bange, es handelt sich bei der Weiterleitung um nichts Geheimnisvolles oder gar Obszönes, sondern einfach nur um die Satire-Seite meines Verlags, der extra eine Rubrik mit meinen vollständigen Texten angelegt hat.)
(c) Leilah Lilienruh