Perspektiven

Stellen wir uns doch nicht so an! So zartmenschig ethisch-moralisch verprägt, so wahnwitz-idealistisch. Stellen wir uns doch einfach mal hinten an – uns, unsere nimmersatte Gerechtigkeitsgier und unsere wirtschaftlich völlig ineffektive Herzensbildung – hinter den politischen Machtinteressen, hinter der Effizienz, hinter der Korruption, hinter den Bonzen, Intrigen, Lügen und Sauereien, ja, hinten, hinten, noch weiter, dort, von wo aus wir kaum noch was erkennen können… ganz hinten halt. Ist doch viel besser da hinten, mit einigem Abstand. Da wird einem nicht so leicht übel. Ist ein Irrglaube, dass der Gestank von Gülle angenehmer wird, je länger sie vor sich hingärt. Der Anblick wird auch nicht besser. Vielleicht wird man im Laufe der Zeit blind davon, schwerhörig, geistig umnebelt?! Würde einiges erklären.

Auf jeden Fall muss man sich den Hals auch nicht so verbiegen beim Hochgucken, da hinten. Nicht zu verwechseln mit dem Terminus „Aufschauen“, der ja Respekt implizieren würde. Zur Erinnerung: Man guckt zu seinen Erziehungsberechtigten hoch, wenn man fünf Jahre alt ist und angebrüllt wird, weil man den Großvater ein Arschloch genannt hat, weil er ein Arschloch ist. Man guckt zu den Flugzeugen hoch, die direkt über der ehemals idyllischen Vorstadtsiedlung die Landeklappen ausfahren, weil man die neue Startbahn nicht verhindern konnte. Man schaut zu den fünfzigstöckigen Bankenhochhäusern hoch, wo die Herrschaften thronen, die dafür verantwortlich sind, dass man sich das Häuschen, über das die Flugzeuge jetzt im Minutentakt hinwegdröhnen, sowieso nicht mehr leisten kann…

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(C) Leilah Lilienruh

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